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Das Rennen, die Dramen und - Das Podium!!
Auch die diesjährige Ausgabe der 24 Stunden war nicht arm an Dramen! Man erinnere sich nochmal an das letzte Jahr:
Der führende Toyota fällt 2016 DREI Minuten vor der Zieldurchfahrt aus und Porsche gewinnt das Rennen...
Einen solchen Vaillante-Sieg hätte man Jean Graton sicher nicht abgenommen und es hätte geheißen, "Das ist ja wieder mal völlig unrealistisch!" Aber die Wirklichkeit ist oft bitterer als jedes erdachte Szenario.
Das erste größere Drama riss den Porsche mit der Startnummer 2 aus dem Rennen. In der vierten Rennstunde musste er mit einem Schaden des vorderen (Hybrid-)Antriebs an die Box. Die Reparatur dauerte fast 2 Stunden.
Mit einem schier uneinholbaren Rückstand von 20 Runden ging das Porsche #2 Team wieder ins Rennen.
Und auch Toyota blieb erneut nicht verschont:
0:44 Uhr: Die Nummer 7, die zu dem Zeitpunkt das Rennen anführt, meldet, man habe keinen Vortrieb mehr.
1:07 Uhr: Der Wagen #7 ist endgültig "Out". - Fassunglosigkeit an der Toyota Box.
Der Porsche mit der Nr. 1 übernimmt die Spitze des Feldes.
1:14 Uhr: Der danach zweitplatzierte Toyota #9 wird durch einen Unfall mit einem LMP2 stark beschädigt, kann aber zunächst weiterfahren.
1:28 Uhr: Aus! Die Nummer 9 bleibt direkt an der Zufahrt zur Boxengasse stehen. Unfassbar!
© Motul / Graton Éditeur |
Für Toyota ist nun ist nur noch die Nummer 8 im Rennen, aber durch eine vorherige lange Reparatur quasi chancenlos. Der japanische Autohersteller wird das Rennen mit diesem Rennwagen auf dem achten Platz beenden.
Es ist eine alte Weisheit: Man gewinnt nicht die 24 Stunden von Le Mans, "die 24 Stunden lassen einen gewinnen."
Für Toyota sollte es trotz aller Anstrengungen und dem Einsatz von drei Autos ein weiteres Mal nicht mit einem Sieg klappen.
Durch die Ereignisse finden sich die beiden Vaillantes hinter dem Porsche auf den Gesamträngen 2 und 3 wieder!
Sie sollten jedoch auch nicht von Rückschlägen verschont bleiben. Drama in der 13. Rennstunde:
Nachdem die Nr. 31 das halbe Rennen lang die LMP2-Klasse angeführt hat, wirft sie ein Reifenschaden und eine beschädigte Karosserie mit anschließender Reparatur auf den 4. Platz zurück. Irgendetwas stimmt in der Folge mit dem Getriebe nicht. Nico Prost kann nur noch mit Zwischengas schalten, was die Rundenzeiten merklich verlangsamt. Weitere Reparaturaufenthalte lassen die #31 immer weiter nach hinten fallen. Am Ende reicht es nur für Platz 16.
Der neue LMP2-Leader ist der Oreca #38 vom Jackie Chan Racing Team. Der Vaillante #13 folgt auf Platz 2 der LMP2 Klasse. Was ein absolutes Novum ist: Hinter dem führenden LMP1-Porsche folgen auf den Gesamträngen 2 bis 7 ausschließlich LMP2-Fahrzeuge! Seit die LMP2-Klasse 2004 erschaffen wurde, hat es das noch nicht gegeben. Eine Sensation bahnt sich an!
Das Anlasserproblem und Wechsel an der Spitze
In der 20. Rennstunde dann auch ein Problem für den Vaillante-Rebellion mit der Nr. 13. Ein Problem mit dem Anlasser bedeutet einen vierminütigen Stop an der Box. Noch ist aber nichts verloren, man befindet sich immer
noch auf Platz 2 (der LMP2-Klasse) hinter dem Jackie-Chan-Auto. Das Anlasserproblem tritt jedesmal wieder beim Start nach einem Boxenhalt auf. Der Anlasser will einfach nicht den Job tun, wofür er gebaut wurde: Den Motor anwerfen!
Eine Regel des 24-Stunden-Rennens besagt aber, dass das Auto ohne Hilfe von außen starten können muss. Und dieser vermaledeite Anlasser muss jedesmal wieder durch einen Schlag mit dem Hammer gelöst werden, um anschließend wieder einwandfrei zu starten. Weil dafür jedes Mal die Haube abgenommen werden muss, was natürlich Zeit bedeutet, lassen sich die Mechaniker einen pfiffigen Trick einfallen: Sie schneiden direkt über dem Anlasser ein Loch in die Karosserie und können nun bei allen weiteren Boxenstopps den Anlasser von außen mit dem Hammer bitten, seinen Dienst zu verrichten!
Dreieinhalb Stunden vor Schluss kommt es erneut zu einer unerwarteten Wendung: Der mit einem komfortablen Vorsprung führende Porsche mit der Nr. 1 wird auf der Hunaudières-Gerade langsamer und kommt zum Stehen. Ein bitter enttäuschter André Lotterer muss aufgeben.
Nun führen plötzlich LMP2-Rennwagen bei den 24 Stunden - bahnt sich hier eine Sensation an? Kann wirklich ein Auto der "kleinen" Prototypen-Kategorie das größte Autorennen der Welt gewinnen?
Das Rätsel soll an dieser Stelle schnell aufgelöst werden:
Nein, leider sollte es nicht dazu kommen...
Der LMP1-Porsche #2, der in der 5. Rennstunde nach der Reparatur (siehe Le-Mans-Report Teil 3) ohne jede realistische Siegchance mit einem 20-Runden-Rückstand wieder ins Rennen ging, hatte inzwischen durch den Wegfall aller schnellen LMP1-Konkurrenten leichtes Spiel. Durch den großen Geschwindig-
keitsüberschuss gegenüber den LMP2-Autos konnte der Hybrid-Porsche 919 in der 23. Stunde die Spitze übernehmen und sollte sie bis zum Ende nicht mehr abgeben. Porsche siegt erneut bei den 24 Stunden von Le Mans und komplettiert damit seinen Hattrick!
Nelson Piquet kämpfte sich nach einer 10-Sekunden-Strafe in einer furiosen Aufholjagd wieder nach vorne und setzte den Wagen mit der Nummer 13 auf den 2. Platz in der LMP2-Klasse und damit gleichzeitig auf den
3. Platz in der Gesamtwertung.
Die Sensation war perfekt:
Vaillante-Rebellion schaffte es beim ersten Einsatz bei den 24 Stunden von Le Mans in der Gesamtwertung aufs Siegerpodest!! |
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#Motul24hLIVE meldet nach dem Rennen auf Twitter: . We did it!!
Nach dem emotionalen Hoch - der tiefe Sturz...
Einen Tag nachdem man ausgiebig das sensationelle Abschneiden auf Platz 3 der Gesamtwertung feiern konnte, entschieden die Kommissare der FIA World Endurance Championship und des Automobile Club de l’Ouest (ACO), den Vaillante-Rebellion #13 zu disqualifizieren und den dritten Platz nachträglich abzuerkennen.
Der Grund für die Disqualifikation ist ein nachträglich eingefügtes Loch auf der rechten Seite der Motorabdeckung.
© 24 Hours of Le Mans
und FIA WEC (TV)
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Wir erinnern uns: Während des Rennens traten Anlasserprobleme auf und man installierte das Loch, um von außen darauf zugreifen zu können, ohne bei jedem Boxenstopp die Motorhaube abnehmen zu müssen. Dem Team musste bewusst gewesen sein, dass das Auto vor der Saison homologiert wurde und eine Änderung an der von der FIA abgenommenen Karosserie strengstens untersagt ist. Auch wenn die Stewards erkannten, dass das Loch von der Aerodynamik her einen Nachteil darstellte und das Auto eher verlangsamte, geht es um das Prinzip der unerlaubten Veränderung und muss aus Gründen der Regelkonformität geahndet werden.
Hier hat ein pfiffiger Mechaniker in der Hitze des Rennens entschieden und diese unerlaubte Änderung vorgenommen, ohne an die Konsequenzen zu denken. Das Team stellt sich hinter diese in der Renn-Hektik getroffene Entscheidung und akzeptiert die Maßnahme von FIA und ACO.
Wie gewonnen, so zerronnen...
Ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Eindruck von "Vaillantes Rückkehr nach Le Mans" verschaffen.
Mein persönliches Fazit:
- ein spannendes und ereignisreiches Rennen
- acht aufregende Tage voller Action und Erlebnisse
- eine Woche schier unerträglicher Hitze (33° bis 39°!)
- live dabeisein schlägt jede TV-Übertragung!
Am Ende: Total erschöpft, aber glücklich!
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