Umfeld
Julie Wood ist eine arglose Jugendliche, die im Amerika der 1970er Jahre aufwächst. Ihre Passion, Motorradfahren im Gelände, kann sie hervorragend in den Weiten der Kalifornischen Wüste ausleben. Ihre Kumpels sind Macho-Typen, die Julie allerdings oft genug alt aussehen lässt. Für die Milieustudien zeichnete der Amerikaner Scott Wood verantwortlich, der zu dieser Zeit Zeichner im Studio Graton war und die Fotorecherche für die Alben in den USA durchführte.
Es wäre keine Graton-Serie, wenn Julie nicht aus diesem Milieu ausbrechen und Rennen fahren würde. Zunächst in kleinerem Rahmen, fährt sie bald auch die berühmte "Baja" in Mexiko, ein Moto Cross Rennen mit Hunderten von Teilnehmern, und schlägt sich dort sehr achtbar. Jean Graton hatte Julies Karriere ziemlich genau vorgezeichnet:
"Für meine neue Serie Julie Wood, wovon gerade das erste Album erschienen ist, habe ich den Verlauf präzise geplant. Im ersten Album beginnt sie vorsichtig mit dem Motorradfahren. Der folgende Schritt ist, dass sie regelmäßig Motocross-Rennen und Ähnliches fährt, und ich schätze, dass sie in der vierten oder fünften Geschichte an Straßenrennen teilnehmen wird."
(aus einem Interview mit Jean Graton und Scott Wood - Comicmagazin Stripschrift #92, NL 1976)
Während die ersten sieben Alben ausschließlich in Amerika spielen, führt ihr Talent Julie im achten Band "Bol d'or" (Dt.: Der Gold Cup) auch nach Europa. Aber nach der Nummer 8 war dann Schluss mit der eigenständigen Serie und Julie Wood wurde in A41 - Paris-Dakar in das Michel Vaillant Universum integriert.
Jean Graton schreibt dazu in den MV-Integralen:
"Für unser nächstes Album nahmen wir uns die Paris-Dakar vor, einen Wettbewerb an dem Autos und Motorräder teilnehmen. Das war zu diesem Zeitpunkt meiner Karriere gerade deswegen interessant, weil ich mich mit einem Dilemma konfrontiert sah: Ich war nicht mehr in der Lage, zwei Serien gleichzeitig zu schreiben, Michel Vaillant und Julie Wood, und entschied mich daher, die Serie "Julie Wood" einzustellen, Aber Julie war viel zu hübsch, um sie einfach verschwinden zu lassen. Sie schloss sich daher der Vaillant-Saga an. Und in "Paris-Dakar" nahm sie auf einem Motorrad teil!"
(Jean Graton zu A41 "Paris-Dakar" - aus dem französischen Michel Vaillant Integrale #13)
Einer anderen Quelle zufolge hatte Scott Wood das Studio Graton verlassen, sodass obendrein ein wichtiger Motorrad-Zeichner verloren gegangen war.
Julie ist zunächst wie in ihrer eigenen Serie Motorradfahrerin. Eine eher größere Rolle kommt ihr allerdings als Freundin von Steve Warson zu. Sie wechselt dann 1984 (A44 - Schock für Steve) ins Cockpit eines Formel-Ford-Boliden und tritt bis 1994 (A57 - Eine Spur von Jade) immer wieder als Pilotin eines Vaillantes in Erscheinung. Nach 1994 verschwindet sie aus dem MV-Universum.
Ursprünge...............................

Die hübsche Blondine hat einen reales Vorbild:
Dominique Biarent, heute Ärztin in der Notaufnahme und Intensivstation des Kinderkrankenhauses von Brüssel. Als sie mit 17 Jahren Medizin studierte, kreuzte sie den Weg von Jean-Claude, einem von Jean Gratons Söhnen. Mit ihm zusammen besuchte sie das Atelier seines Vaters, der zu diesem Zeitpunkt zufällig auf der Suche nach einer jungen Blondine war. Sie sagte zu, als Modell tätig zu werden und wurde so zu Jean Gratons zukünftiger Heldin…
Auch Julies kleiner Bruder Phil wurde der Realität entlehnt: Es ist Jeans dritter Sohn Philippe, der sich heute um die Verlagsgeschicke von Graton Èditeur kümmert.
Alben
Julie Wood entstand 1976 für Dargaud und erschien ohne Magazin-Vorabdruck dort bis Band 5.
Auf der Rückseite von Band 4 wurden zwei weitere Titel angekündigt: "Julie Super-Star" und "Des Larmes pour Julie" (Tränen für Julie). Diese Storys sind jedoch nie erschienen. Stattdessen kam mit Album 5 die Waldbrand-Geschichte "Le Motard Maudit" (Der verfluchte Motorradfahrer) heraus, die bei uns nur in der ZACK Parade veröffentlicht wurde. Danach kam der Verlagswechsel.
Aufgrund der Turbulenzen zwischen Graton und Dargaud, sind "Julie Superstar" und "Tränen für Julie" offensichtlich unter den Tisch gefallen. Ob nur die Titel existieren, oder gar Storyboards, ist nicht bekannt.
1979 und 1980 erschienen weitere 3 Julie-Wood-Alben beim Verlag Fleurus.
Zwischen dem 3. Juli 2015 und dem 25. Januar 2019 erschien bei Dupuis eine dreibändige Julie-Wood-Gesamtausgabe, die alle Alben in überarbeiteter Form enthält. Die Werkausgaben enthalten jeweils etwa 25 Seiten redaktionelles Zusatzmaterial rund um das Motorrad und die Welt von von Julie Wood. Der dritte und letzte Band enthält zusätzlich die Kurzgeschichte "Le Héros du Paul Ricard" und eine exklusive, bisher unveröffentlichte unvollendete Story.
Kurzgeschichten
Die Kurzgeschichte K26 - "Pech für Joel", die bei uns in ZACK Parade 29 erschien, entstand 1973 als "Tiens Pardi !" für den Sonderband Michel Vaillant spécial Moto, und ist damit keine eigentliche Julie-Wood-Kurzgeschichte. Sie wurde 1978 speziell für den Koralle-Verlag mit zwei neu gezeichneten Einführungsseiten auf Julie zugeschnitten und als Rückblende erzählt. Und genau deswegen verdient sie es auch, als "einzige" - wenn auch nur in Deutschland - Julie-Wood-Kurzgeschichte in die unten folgende Comicographie aufgenommen zu werden.
Außerdem existieren zwei Werbe-Publikationen mit Julie:
Bei "Julie Wood au Paul Ricard" (1980 Koralle) handelt es sich lediglich um einen Alben-Auszug. Das 8-seitige Mini-Album enthält bis auf ein einziges Bild ausschließlich bekanntes Material, nämlich die Seiten 33-40 aus dem Julie Wood Album 8 "Bol d'or" (Koralle Band 5: "Der Gold-Cup"), wobei nur das Schlussbild für den Werbecomic neu gezeichnet wurde (für einen Vergleich aufs Bild klicken).
Bei einem zweiten Werbe-Comic "Le Héros du Paul Ricard" von 1981 (Dt. 2017 in Sprechblase 237: "Der Held von Paul Ricard") spielt Julie eine größere Rolle. Es handelt sich hier um keine reine Julie Wood-Kurzgeschichte, sondern eher um eine Michel-Vaillant-Story mit Julie als Gaststar. Eine Besonderheit des Albums ist eine wunderschöne über Cover und Backcover gehende Julie-Wood-Zeichnung (zum Vergrößern aufs Bild klicken!).
Kontrovers diskutiert
Zum Veröffentlichungsdatum von "Le Héros du Paul Ricard" gab es im französischen wie auch im deutschen MV-Fanforum hitzige Debatten. In der französischen Michel-Vaillant-Gesamtausgabe #8 werden 1973 (S.56/57) und auf der folgenden Seite (58) 1972 als Entstehungsdatum genannt. Und trotz der seitdem geführten intensiven Diskussionen, wird im 2015 erschienenen Julie-Wood-Integrale Band 1 erneut 1972 als VÖ-Datum angegeben...
Tatsächlich ist es absolut unmöglich, dass diese Story von 1972 ist, da in ihr Fahrzeuge von 1980/81 auftauchen, die es 1972 noch gar nicht gab. Und auch die Fahrerkonstellationen zeugen davon, dass es sich hier eher um eine Publikation von 1981 oder 1982 handeln muss. Leider ist im Impressum im Gegensatz zu den anderen Paul-Ricard-Werbeheftchen keine Jahreszahl enthalten, die den genauen Beweis liefern könnte.