Album-Special: A7

Mit einem schönen Blick auf einen stattlichen Landsitz startet Jean Graton im März 1962 das siebte Vaillant-Abenteuer Die Draufgänger (Les Casse-Cou). Bei dem "stattlichen Landsitz" handelt es sich um die feudale Jonquiere, auf der der Vaillant-Clan bis heute residiert. Auch Michel Vaillant lebte bis zu seiner Hochzeit 1974 noch bei seinen Eltern und bewohnte auf der Jonquiere ein bescheidenes Jugendzimmer, was bei seinen nicht unerheblichen Einnahmen (siehe K8) ein wenig erstaunt.

Interessanterweise lernen wir in Die Draufgänger auch das Gesinde der Jonquiere kennen, nämlich das Hausmeisterehepaar Pascal und Catherine, das hier gleich zu Anfang dem trinkfreudigen Postboten Xavier einen edlen Tropfen kredenzt.

Der Umzug auf die Jonquiere markiert ein neues Kapitel in der Serienhistorie, zumal in diesem Album der Vaillant-Clan erstmals Zuwachs erhält: Die Geburt von Jean-Michel Vaillant, dem Sohn von Agnes und Jean-Pierre, lässt Grossvater Henri vor Stolz fast platzen ("E

in echter Vaillant!"). Bis 1979 (A35) ist Jean-Michel regelmäßig in kurzen Szenen präsent, verschwindet dann aber für über 20 Jahre aus dem Vaillant-Universum - nur um in A65, wundersam verjüngt, wieder im Garten der Jonquiere aufzutauchen, wo er sich anscheinend mit Michels Sohn Patrick dem fröhlichen Spiel hingibt.

In Die Draufgänger gönnt uns Jean Graton interessante Einblicke in die Filmwelt der frühen 60er Jahre, deren Atmosphäre er - nach gewohnt penibler Recherche - in detailreichen Panels vermittelt. Michel findet sich in der ungewohnten Umgebung eines Filmstudios wieder (dem "Franstudio"), weil ihn sein Freund Gil Delamare dazu überredet hatte, die Schleuderszenen in einem Formel-1-Film zu absolvieren. Delamare, ein bekannter Kaskad

eur, drehte unter anderem die Auto-Stunts in auch hierzulande bekannten Filmen wie Fantomas. Näheres zu Gil Delamare und den Stunts in Bob Cramers Special "Die Stunts in Die Draufgänger".

Mit "Alain Régent" hat in Die Draufgänger ein fiktiver Jung-Star einen Kurzauftritt, den wir wohl als Alain Delon identifizieren dürfen. Michel wird als Double von Régent eingesetzt und absolviert die Schleuderszenen beim großen Preis von Brüssel.

Mit Die Draufgänger bewies Jean Graton in besonderer Weise seine Klasse als Comic-Szenarist. Das 62-Seiten-Album verknüpft in eleganter Weise drei Handlungsstränge zu einem spannenden Plot:
1) Michels Aktionen als Stunt-Driver an der Seite von Gil Delamare
2) Geheimtests des neuen Vaillante F1-Motors in dem von Joseph für die Filmaufnahmen präparierten "Floretti"
3) Die Intrige, mit der Regis Blancardo den ihm verhassten Michel Vaillant auf's Korn nimmt

Bei diesem Album wird von Graton zum ersten und einzigen Mal ein Co-Autor genannt, nämlich André-Paul Duchâteau. Der versierte Thriller-Szenarist (Rick Master) arbeitete den Krimi-Plot um Regis Blancardo aus. Gratons Frau Francine, die Texterin von Les Labourdet, dürfte erneut für die Konzeption der Soap-Opera-Elemente zuständig gewesen sein. Diesmal erleben wir unter anderem, wie Henri als Charleston-Spezialist eine flotte Sohle auf's Parkett legt. Am Schluß des Albums dankt Graton außerdem Gil Delamare für seine technische Beratung.

Zwei Jahre nach A4 - Nachtfahrt erhält Regis Blancardo, der Fuhrunternehmersohn aus Marseille, in Die Draufgänger die Chance, sich an Michel Vaillant zu rächen. Aber Regis, der notorische Verlierer, ist zu einer durchschlagenden Intrige nicht fähig. Nach den Ereignisen in Die Draufgänger wird er nach ganz unten absteigen.

In A24 - Alptraum ohne Ende ist der gealterte und aufgeschwemmte Blancardo 1972 als Mafia-Handlanger in der Camarque beschäftigt. Danach verliert sich seine Spur.

Von besonderem Reiz sind in diesem Album natürlich die drei Stunt-Sequenzen, die von Gil Delamare und Michel Vaillant für den Film "Der Draufgänger" konzipiert und ausgeführt werden.

Dies ist eines der wenigen Vaillant-Alben, in denen Steve Warson weder erwähnt wird, noch persönlich in Erscheinung tritt. Er wird uns erst wieder in
A9 - Verfolgungsjagd in Amsterdam begegnen.

Zum Special "Die Stunts in Die Draufgänger"

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